Was bisher geschah by Bastei Lübbe

Was bisher geschah by Bastei Lübbe

Autor:Bastei Lübbe
Die sprache: deu
Format: epub
Herausgeber: Bastei Lübbe
veröffentlicht: 2013-09-16T16:00:00+00:00


GESIEBTE LUFT – WEGEN KOKS IM KNAST

1982 versank München nicht nur im Schnee, der vom Himmel fiel. Man kokste, was die Nase hielt – und wenn sie nicht mehr hielt, war das auch egal. Taya fuhr regelmäßig zu ihren Kindern nach Amsterdam und brachte irgendwann ein paar Gramm Stoff mit. Ich flippte deswegen total aus und versuchte, ihr klarzumachen, dass München nicht Amsterdam sei – und ich noch dazu zur Filmbranche gehöre, die ja unter besonderer Beobachtung stehe. Zwar kannte ich die Pulverszene nicht persönlich, aber jeder in der Branche wusste, was da abging. Ich war beruflich viel zu ehrgeizig und wollte auf keinen Fall ein Koksnasen-Image haben. Zumal das auf mich auch gar nicht zutraf!

Sparsam wie ich nun mal war, fand ich es allerdings auch schade, das Zeug einfach wegzuwerfen. Also beeilten wir uns, den Stoff so schnell wie möglich und mit selbstloser Unterstützung unserer Freunde »wegzugenießen«. Ich war froh und erleichtert, als wir das Pulver konsumiert hatten und Taya mir versicherte, dass es bei diesem einmaligen Import bleibe.

Bei ihrem nächsten Besuch hatte sie indes stattliche zehn Gramm dabei, was ich dann wirklich nicht mehr witzig fand. Das Ganze war mir zu heikel, weil sich die Polizei in München sowieso gerade in Habacht-Stellung befand. Als ich sie aufgebracht fragte, was sie sich dabei gedacht habe, gab es schließlich den ersten Streit unserer Beziehung.

»Ich hab das nur mitgebracht, weil ein paar Freunde von uns auch wieder was haben wollten«, erklärte sie mir beschwichtigend.

»Ja, aber dir muss doch klar sein, dass gerade Schauspieler in diesen wilden Zeiten im Verdacht stehen, sich was durch die Nase zu ziehen«, regte ich mich weiter auf. »Vielleicht werden wir ja schon längst observiert, und die Schlagzeilen, die es gibt, wenn das rauskommt, kann ich echt nicht brauchen, gerade jetzt, am Anfang meiner Karriere!«

»Ist gut«, sagte sie und versprach abermals, so etwas in Zukunft nicht mehr zu machen. Darauf vertraute ich.

Doch unser Telefon klingelte immer öfter. Dauernd riefen Leute an, die ich nicht kannte und die nach Taya fragten. Mir war vollkommen klar, was die Anrufer wollten. »Vertickst du das Zeug etwa?«, fragte ich sie genervt.

»Nein, so ein Quatsch!«, empörte sie sich. »Ich hab dem nur ein bisschen was versprochen.«

»Das möchte ich nicht, Taya«, sagte ich noch mal mit Nachdruck. »Da hab ich keinen Bock drauf!«

Wieder gelobte sie feierlich Besserung.

Das dicke Ende ließ dann nicht lange auf sich warten: Ich war gerade in Heilbronn im Musikstudio, um an einem Album zu arbeiten, als auf einmal ein Freund anrief. Die Uhr zeigte halb elf, und er klang ziemlich aufgeregt. »Uwe, du musst sofort zurück nach München kommen!«

»Wieso, was ist denn los?«

»Ich wollte dich heute Nachmittag besuchen, und da hat mir die Polizei die Tür aufgemacht!«

»Was?« Ich war vollkommen perplex.

»Zivile Zollfahndung. Die haben gefragt, wo du bist und wann du wiederkommst! Taya haben sie gleich mitgenommen, und ihre Tochter auch.« (Taya war diesmal mit Verstärkung angereist.)

»Wie?«

»Ihre Tochter haben sie wieder freigelassen, aber Taya sitzt in U-Haft und wird vernommen.«

Ich bedankte mich für den Tipp und donnerte sofort zurück nach München.



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